Die Germanen aus der Sicht Caesars
Man begreift also, dass die Germanen den Römern fremd waren, fremder noch als die Gallier, wie der folgende Text verrät. Er stammt von keinem Geringeren als Gaius Iulius Caesar, der die Feldzüge in Gallien, Britannien und Germanien in den Jahren 58–51 v. Chr. eigentlich deswegen führte, um in Rom zur Macht zu kommen.
Germani multum ab hac consuetudine differunt. Nam neque druides habent, qui rebus divinis praesint, neque sacrificiis student. Deorum numero eos solos ducunt, quos cernunt et quorum aperte opibus iuvantur, Solem et Vulcanum et Lunam, reliquos ne fama quidem acceperunt. Vita omnis in venationibus atque in studiis rei militaris consistit: ab parvulis labori ac duritiae student. Qui diutissime impuberes permanserunt, maximam inter suos ferunt laudem: hoc ali staturam, ali vires nervosque confirmari putant. Intra annum vero vicesimum feminae notitiam habuisse in turpissimis habent rebus; cuius rei nulla est occultatio, quod et promiscue in fluminibus perluuntur et pellibus aut parvis renonum tegimentis utuntur magna corporis parte nuda.
Arbeitsanregungen:
- Übersetzen Sie den Text.
- Worüber ist Caesar befremdet?
- Diskutieren Sie an zwei erfundenen Beispielen, wie die Germanen wohl Gottesdienst gefeiert haben könnten.
- Vergleichen Sie die Angaben über den germanischen Gottesdienst mit Ihrem Wissen über den römischen Gottesdienst.
Anmerkung:
Caesar bezog sich sicherlich nicht auf lebende Menschen, als er so von den Germanen sprach. Caesar spürte vielmehr die Schwäche der Römer und zeigte ihnen an den gewiss klischeehaft dargestellten Germanen das, was sie nicht waren: die „reinen“ Wilden. In der Gegenüberstellung mit den germanischen Naturvölkern nahmen die Römer ihre eigenen Schwächen, ihre Laster und ihre Süchte und vielleicht sogar die Kraftlosigkeit ihres eigenen Willens wahr.