Der Konjunktiv, die Vorstellungsform

Allgemein

Der lateinische Konjunktiv stellt etwas Außergewöhnliches dar, indem er anders als im Deutschen verwendet wird. Die Gründe dafür sind sprachgeschichtlich bedingt: Es liegt hauptsächlich daran, dass der Konjunktiv im Deutschen stark zurückgedrängt worden ist und der Konjunktiv heute fast ausschließlich im Bereich der indirekten Rede vorkommt.

Beispiele für den Konjunktiv I in der Gegnwart und in der Vergangenheit:

Der Lehrer sagte, dass er kein Lexikon sei.

Davon beispielsweise, räumte er ein, habe er nichts gewusst.

Der Indikativ ist die Wirklichkeitsform, der Konjunktiv die Vorstellungsform, doch zur Anzeige der Vorstellungsform ist im Deutschen lediglich der Konjunktiv II gebräuchlich.

Beispiel für den Konjunktiv II (Irrealis):

Er hätte gern ein eigenes Unternehmen aufgebaut, doch wäre sicherlich daran gescheitert.

Im Lateinischen herrscht mehr Klarheit über die Abgrenzung zwischen Indikativ und Konjunktiv, weil es viel mehr Anwendungsfälle für den Konjunktiv gibt und daher auch mehr Regeln.

Beispiele:

Konjunktiv (Optativ) als Ausdruck des Wunsches.

Utinam rex sanus sit! (Hoffentlich ist der König gesund!)

Konjunktiv (Hortativ) als Ausdruck der Selbstaufforderung.

Adiuvemus regem! (Lasst uns den König unterstützen!)

Konjunktiv (Iussiv) als Ausdruck des Befehls.

Eat rex iniustus! (Ein ungerechter König soll gehen!)

Konjunktiv (Dubitativ oder Deliberativ) als Ausdruck des Zweifels.

Quid faciam? (Was soll ich tun?)

Konjunktiv (Irrealis) als Ausdruck der Nichtwirklichkeit.

Quo ires, si bellum hic esset? Tutum locum quaererem ut castellum subterraneum. (Wohin gingest du, wenn der Krieg hier wäre? Ich würde mir einen sicheren Platz suchen wie zum Beispiel eine unterirdische Festung.)

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